Fremdkörper verschluckt – ein häufiges Problem in der Papageienhaltung

EXOTENGESUNDHEITSTEAM, Waldbreitbach

Allgemeines

Papageien sind aufgrund ihrer Anatomie in der prädestiniert, Gegenstände mit ihrem Schnabel intensiv zu benagen.

In manchen Fällen kommt es vor, dass bei der Untersuchung des Benagten Gegenstandes Teile davon absichtlich oder unabsichtlich verschlucken. Während dies bei pflanzlichen Materialien wie z.B. Holz oder Rinde seltener zu Problem führt, kann ein Verschlucken von  Plastik- oder Metallteilen durchaus zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Ist ein solches Teil erst einmal verschluckt, kann der Gegenstand häufig nicht mehr vom Vogel selbst ausgeschieden werden. In vielen Fällen verbleibt der aufgenommene Gegenstand schließlich im Muskelmagen. In diesen Fällen hängt der weitere Verlauf vom Material und der Form des Fremdkörpers ab. Handelt es sich um spitze Gegenstände, kann er im Laufe der Zeit die Magenwand perforieren, je nach Größe kann es unter anderem zum Verstopfen der Magenpassage kommen. Nimmt der Vogel zum Beispiel Gegenstände aus Zink auf, könnte dies über die Zeit zu einer schleichenden Zinkvergiftung führen, solange die Form des Fremdkörpers nicht vorher bereits andere wie oben genannte Probleme verursacht. Während Fremdkörper je nach Lage und Form endoskopisch aus dem Kropf oder Drüsenmagen entfernt werden können, kommt man bei Fremdkörpern im Muskelmagen nicht herum, diesen im Rahmen eines chirurgischen Eingriffes herauszunehmen. Im Folgenden wird ein Fallbeispiel eines Graupapageien (Psittacus e. erithacus) beschrieben, der nach spielerischem Benagen eines Kugelschreibers ein Stück davon verschluckte.

Fremdkörper im Muskelmagen (siehe roter Pfeil).

  • Fremdkörper im Muskelmagen (siehe roter Pfeil).

Fallbeispiel

Vor wenigen Tagen untersuchte und benagte der vorgestellte Graupapagei einen Kugelschreiber, wobei er diesen öffnete und beim Untersuchen der einzelnen Bauteile einen Gegenstand aus Plastik verschluckte. Mittlerweile zeigte er ein reduziertes Allgemeinbefinden.

Bei der röntgenologischen Untersuchung konnte schließlich ein Fremdkörper im Bereich des Muskelmagens festgestellt werden.

Da der Vogel bereits Symptome zeigte und nicht in der Lage war, den Gegenstand selbst auszuscheiden wurde zu einer chirurgischen Entfernung des Fremdkörpers entschieden. Dazu wurde der Graupapagei entsprechend auf die OP vorbereitet und narkotisiert.

Während des Eingriffes wurde die Bauchhöhle eröffnet und der Muskelmagen vorgelagert. Nun wurde dieser eröffnet  um den Fremdkörper bergen zu können. Der Muskelmagen war stark mit Körnern gefüllt, da eine adequate weitere Passage der Nahrung durch den Fremdkörper verhindert wurde. Nachdem die Körner entfernt wurden, konnte der Fremdkörper mit einer Pinzette geborgen und entfernt werden.

Anschließend wurde der Muskelmagen wieder verschlossen und zurückverlagert. Nachdem abschließend auch die Bauchhöhle wieder verschlossen wurde konnte der Vogel wieder aus der Narkose geholt werden.

Die Wundheilung schritt gut voran, sodass nach 3 Tagen bereits wieder „härtere“ Futterbestandteile wie zum Beispiel Körner gereicht werden konnten. Nach dem chirurgischen Eingriff wurde bis dahin zur Schonung des heilenden Magengewebes im OP Bereich ein nur sehr weicher und dünner Futterbrei geboten.

Chirurgischer Eingriff

Bei Eröffnung des Magens kam der Fremdkörper schnell zum Vorschein.

Wundverschluß

Unmittelbar nach der Operation sieht man nur noch die kleine Hautnaht im  federfreien Bereich des OP-Feldes.

Der Fremdkörper

Das Kunststoffröhrchen war größer als ein 10 Cent Stück.

Abschließend

Während in manchen Fällen eine Umgehung eines chirurgischen Eingriffes nach Fremdkörperaufnahme möglich ist, kann dem Papagei oft nur mithilfe einer OP geholfen werden. Besonders spitze und scharfe Gegenstände sind zu den gefährlicheren Fällen zu zählen, bei denen ein schnelles Handeln nötig sein kann.

In Fällen einer Fremdkörperaufnahme sollte stets zur Sicherheit ein Röntgenbild angefertigt werden, um Position und Größe des Fremdkörpers festzustellen. Während z.B. metallische Gegenstände deutlich auf dem Röntgenbild zu erkennen sind, können mache Materialien wie z.B. Plastik oder Holz oft nur nach Gabe eines Kontrastmittels beurteilt werden, da sie sich auf dem Bild nicht kontrastiert von den Organen des Vogels abheben.

Sollte eine Fremdkörperaufnahme beobachtet oder vermutet werden, ist eine Vorstellung beim Tierarzt sinnvoll. So kann eine Einschätzung der Situation zeitnah erfolgen und der Fremdkörper ist mitunter noch nicht bis in die Mägen gewandert, sodass eine Entfernung ohne chirurgische Maßnahmen möglich ist.