Bei der Aufnahme von Wärmebildern werden von der verwendeten Kamera nicht die üblichen Wellenlängen des sichtbaren Lichtes, sondern Strahlen im mittleren Infrarotbereich aufgezeichnet. Typisch ist der Spektralbereich von 3,5 bis 14 µm. Allerdings kann eine thermographische Messung nicht durch eine Glaslinse erfolgen. Glas ist für Infrarotstrahlung unterhalb einer Temperatur von 600 °C undurchlässig. Daher werden in solchen Kameras Linsen aus dem Metall Germanium verarbeitet. In der Thermofotographie handelt es sich vereinfacht gesagt um die Erfassung der vom Aufnahmebereich abgegebenen Wärmestrahlen. Dabei werden die kühleren Bereiche im bildgebenden Verfahren in verschiedenen Blautönen abgebildet. Je mehr Wärme abgestrahlt wird, je mehr erscheint die Abbildung in unterschiedlich abgestuften Rottönen.
Genutzt wird die Technik heutzutage in der Baubranche, um zum Beispiel Schwachstellen in der Wärmedämmung/Isolierung besser erkennen und darstellen zu können. Im veterinärmedizinischen Sektor wurde diese Technik in der Zootiermedizin, vor allem bei großen Säugetieren, verwendet. Entzündliche, vermehrt warme Bereiche können mittels der Wärmebildtechnik erkannt und sofortige veterinärmedizinische Hilfe geleistet werden. Bei dieser Vorgehensweise müssen die Tiere nicht gefangen und fixiert werden, um diese Problematik durch manuelles Palpieren (d.h. Abtasten) festzustellen. Eine erste Beurteilung kann aus der Distanz erfolgen. Dies ist besonders bei scheuen, nicht an ein Handling gewöhnten Tieren von großem Vorteil. Bei der Trächtigkeitsdiagnostik (z.B. bei Nashörnern) sind die Wärmebilder ebenfalls sehr hilfreich, da sich die Bauchdecke bei trächtigen Tieren im Bereich des Fetus (d.h. Jungtier im Mutterleib) wärmer darstellen lässt. Im Bereich der Vogelmedizin ist diese Technik bisher nicht etabliert. Die Autoren führten diese Aufnahmen bei Papageien durch, um interessante Einblicke und eventuell daraus resultierende Anwendungsmöglichkeiten der Wärmebildtechnik in diesem Bereich zu erhalten.
Im Folgenden werden nun einige Beispiele aufgeführt, aus denen man interessante Einblicke in der Papageienwelt bekommt:
Im Wärmebild einer brütenden Nymphensittichhenne (Nymphicus hollandicus) erkennt man die isolierenden Eigenschaften des Gefieders sowie die Oberflächentemperatur der bebrüteten Eier. Die seitlich sichtbaren Eier lagen bis unmittelbar vor der Aufnahme unter der brütenden Henne, um möglichst keine Verfälschung der Oberflächentemperaturen zu erlangen. Die Oberfläche des Rumpfgefieders liegt bei Temperaturen zwischen 30 und 35°C während die Bereiche der Schwung-/Schwanz-/ und Haubenfedern nahezu Umgebungstemperaturen annehmen. Die wärmsten Oberflächentemperaturen erkennt man erwartungsgemäß im weniger isolierten Augen- und Schnabelbereich. Die Oberflächentemperatur der bebrüteten Eier liegt zwischen ca. 36-38°C. Dies ist eine interessante Feststellung, konnte man die Eitemperaturen während der natürlichen Bebrütung bisher nur über aufwendige in künstlichen Eiern eingebaute Sensoren feststellen. Deutlich ist auch die Erwärmung des Brutsubstrates erkennbar. Sie liegt in etwa demselben Bereich wie die Oberflächentemperatur des Stammgefieders. Verlässt die Henne den Nistkasten zur Nahrungsaufnahme, Kotabsatz oder zum Brutwechsel mit ihrem Hahn, kommt es durch die Erwärmung des Untergrundes nicht sofort zur drastischen Abkühlung des Geleges, da der Untergrund noch für eine kurze Zeit seine Restwärme abgibt.
In der folgenden Aufnahme ist das Wärmebild zweier Wellensittichnestlinge (Melopsittacus undulatus) dargestellt. Man erkennt deutlich die hohe Wärmestrahlung, die von beiden Küken abgestrahlt wird. Das nur bedingt zur Isolation geeignete Flaumgefieder lässt noch erhebliche Mengen an Wärme entweichen. Die Oberfläche des Körpers erreicht zum Teil Temperaturen um 40°C. Diese, im Vergleich zu den meisten Säugetieren hohe Körpertemperaturen, stellen in der Vogelwelt den Normalwert dar. Was man bei Nistkasten-kontrollen häufig beobachten kann, lässt sich mit Hilfe der Wärmebildtechnik einfach erklären. Die Küken raufen sich zu einem Knäuel zusammen, um damit die Oberfläche zur Außenwelt zu verkleinern und damit weniger Energie in Form von Wärme zu verlieren. Diese eingesparte Energie kann schließlich zum Wachstum und damit zur schnelleren Entwicklung genutzt werden. Papageien aus kälteren Klimaten bilden zwecks besserer Isolierung daher als Nestling ein dichteres Daunenkleid, als solche aus tropischen Regionen. Ein Beispiel hierfür sind die Nestlinge der Keas zu nennen (Nestor notabilis).
Die wichtige isolierende Funktion des Gefieders fehlt bei Papageien mit einer auftretenden Rupferproblematik. Während gerupfte Vögel bei Indoorhaltung und Raumtemperaturen weniger Probleme mit der Umgebungstemperatur haben, kann dies bei einer Haltung in Außenvolieren, gerade in der kälteren Jahreszeit, zu Problemen führen. Hohe Wärmeverluste müssen über eine hohe Energiezufuhr, sprich hohe Futtermengen, kompensiert werden. Gelingt dies nicht, kommt es zur Unterkühlung und erhöhten Krankheits-anfälligkeit gegenüber den normalbefiederten Artgenossen. Hier im Beispiel des Graupapageien (Psittacus e. erithacus) erkennt man als am meisten Wärme abstrahlende Bereiche die nackte Gesichtshaut sowie die Füße. Auf der Aufnahme des rupfenden Tieres erkennt man die hohen Wärmeverluste im Bereich der gerupften Areale. Hier fehlt die Isolierung des gesamten Brustbereiches völlig. Die Energiemengen, die dieses Tier bei Haltung in kühleren Temperaturen verlieren würde kann man nur erahnen. Auf den Bildern der beiden Graupapageien erkennt man jeweils einen wärmeren Fuß. In beiden Fällen war der Fuß bis kurz vor der Aufnahme in Ruheposition ins Gefieder eingezogen. Auch hier erkennt man schnell die Parallele zu Papageien, die bei kühlen Temperaturen häufiger als sonst mit einem eingezogenen Fuß auf der Stange sitzen – offensichtlich um ihn zu wärmen und den Energieverlust zu minimieren.
Bietet die Wärmebildtechnik derzeit noch kein routinemäßig einsetzbares Hilfsmittel in der Vogelmedizin, kann man damit jedoch interessante, etwas andere Einblicke in die Papageienwelt bekommen, die dem bloßem Auge verborgen bleiben. Viele bereits vermutete Tatsachen lassen sich bestätigen oder einfach besser verstehen.