Der Verdauungstrakt der Papageien

EXOTENGESUNDHEITSTEAM, Waldbreitbach

Einleitung

In der Papageienhaltung ist die Ernährung eines der wesentlichen Faktoren, um seine Pfleglinge gesund zu erhalten. In der Evolution hat sich dabei eine Vielzahl von Arten mit zum Teil sehr unterschiedlichen Nahrungsstrategien entwickelt. Zum Einen geschah dies aufgrund der Vielfältigkeit der natürlichen Lebensräume, zum Anderen aber aufgrund der Besetzung spezieller ökologischer Nischen innerhalb eines Habitates. Während Arten aus kargeren Gebieten in der Hauptsache Sämereien als Hauptnahrungsquelle nutzen (z.B. Wellensittiche (Melopsittacus undulatus) und Nymphensittiche (Nymphicus hollandicus)), bevorzugen Arten aus tropischen Habitaten einen wesentlich höheren Anteil an Früchten und Beeren (z.B. viele Amazonenarten).

Rachenhöhle (Cavum pharyngis) mit sich anschließendem oberen Teil der Speiseröhre (Oesophagus)

Kropf (Igluvies)

Unterer Teil der Speiseröhre (Oesophagus)

Übergang der Speiseröhre zum Drüsenmagen

  • Rachenhöhle (Cavum pharyngis) mit sich anschließendem oberen Teil der Speiseröhre (Oesophagus)

  • Kropf (Igluvies)

  • Unterer Teil der Speiseröhre (Oesophagus)

  • Übergang der Speiseröhre zum Drüsenmagen

So unterschiedlich die natürlichen Nahrungsquellen sind, so unterschiedlich sind auch meist die Strategien der Nahrungsaufnahme. Da sich die Nahrungsquellen vieler australische Sittich- und Kakaduarten aus Sämereien von Gräsern und Kräutern zusammensetzt, nehmen sie Ihre Nahrung vorwiegend am Boden auf. Die Hauptnahrungsquellen der meisten im tropischen Regenwald lebenden Papageien befinden sich in den oberen Etagen der früchtetragenden Bäume, sodass sie von Natur aus eher selten am Boden zu finden sind. Zur Aufnahme von Mineralien begeben diese sich dann meist zu den Lehmlecken (sogenannte Collpas) wie im südamerikanischen Bereich oder aber zu offenen, baumfreien Lichtungen wie es zum Beispiel die Graupapageien in ihrem afrikanischen Habitat bevorzugen.

Diesen angeborenen Verhaltensweisen kann man in der Vogelhaltung entgegenkommen. So wird ein Wellensittich lieber sein Futter vom Boden aufnehmen, als es zum Beispiel viele Amazonenarten tun würden. Diese fressen bevorzugt aus höher angebrachten Futterplätzen.

Aufgrund der unterschiedlichen Formen der Nahrungsaufnahme haben sich viele anatomische Besonderheiten des Schnabels und der Zunge entwickelt, der folgende Verdauungstrakt ähnelt sich hingegen bei den meisten Papageien- und Sitticharten.

Gehirn

Innere Kochenstruktur des Oberschnabels

Choanenbereich

Rachenhöhle

Zungenapparat

Oberer Teil der Speiseröhre

Luftröhre

  • Gehirn

  • Innere Kochenstruktur des Oberschnabels

  • Choanenbereich

  • Rachenhöhle

  • Zungenapparat

  • Oberer Teil der Speiseröhre

  • Luftröhre

Allgemeine Informationen

Die Nahrung der meisten Papageienarten setzt sich aus den Samen von verschiedenen Gräsern, Früchte in unterschiedlichen Reifestadien, verschiedenen Nüssen, diversen grünen Pflanzenteilen wie Blätter und Knospen zusammen. Diverse Papageienspezies nutzen auch unterschiedlichen Quellen tierischen Proteins wie Insekten und deren Larven oder wie bei den Keas bekannt, wird auch Aas nicht verschmäht.

Um dieses breite Nahrungsspektrum aus unterschiedlich harten Nahrungsbestandteilen verdauen zu können benötigen die Psittaziden ein daran angepasstes Verdauungssystem.

Mit ihrem Schnabel und einem extrem starken Muskelmagen können es die Papageien durchaus mit den Zähnen und dem Verdauungstrakt der Säugetiere aufnehmen. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Gewichtsreduktion auch der Verdauungsorgane bei den Papageien eine evolutionäre Herausforderung war um fliegen zu können. Deshalb ist der schwerste Teil des Magen-Darmtraktes (Muskelmagen und Dünndarm) auch in der Körpermitte gelegen - die physikalisch beste Position. Eine weitere Möglichkeit Gewicht zu reduzieren wurde durch die Verkürzung des Darmes erreicht. Vergleichbar große Säuger weisen längere Därme auf.

Im Kropf (Ingluvies) werden die Nahrungsbestandteile (Ingesta) gespeichert und eingeweicht. Enzyme und im Kropf befindliche Mikroorganismen leisten vielleicht ebenfalls einen Beitrag zur Aufspaltung der Nahrung. Der Kropf erlaubt den Papageien ihre Nahrung schnell aufzunehmen und sie an einem sicheren Ort zu verdauen. Wird abends Futter aufgenommen kann es über Nacht kontinuierlich verdaut werden ohne dass ein Energiedefizit entsteht.

Schnabel (Rostrum)

Bei den Psittaziden findet man grob gesehen den gleichen Grundaufbau des Schnabels. Dabei ist der Oberschnabel länger als der Unterschnabel. Der Oberschnabel ist nach unten, der Unterschnabel nach oben gebogen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Vogelarten befindet sich zwischen Oberschnabel und Schädelknochen ein zusätzliches Gelenk, woraus sich eine erhöhte Beweglichkeit ergibt. Dies verleiht den Vögeln die Möglichkeit, diesen zusätzlich als „3. Hand“ zu benutzen und damit ein sicheres Klettern im Geäst. In der Schnabelhaut eingelagerte Tastkörperchen bilden in ihrer Gesamtheit das sogenannte Schnabelspitzenorgan. Es ist bei Papageien und Sittichen besonders gut entwickelt und verleiht dem Schnabel eine hohe Sensibilität. Hierdurch entsteht ein zusätzlicher Nutzen in Form eines Tastsinnesorganes.

Der vordere Bereich des Oberschnabels weißt bei den meisten Arten auf seiner Innenseite eine feine Rillenstruktur auf (siehe Bild). Diese hilft, vor allem die härteren Nahrungsbestandteile vor einem Wegrutschen bei Bearbeitung durch den Unterschnabel zu fixieren. Sind die Nahrungsbestandteile zerkleinert bzw. geschält, werden sie mit der Zunge zum Abschlucken in den Eingang der Speiseröhre befördert.

Die meist höhlenbrütenden Papageien setzen ihren Schnabel ebenso dazu ein, ihre Nisthöhlen durch benagen zur optimalen Größe zu erweitern. Auch bei Bedrohung durch natürliche Feinde kann der Schnabel als wertvolle Verteidigung eingesetzt werden. Bei einigen Arten kann man die Schnabelform, -farbe und –größe als sekundäres Geschlechtsmerkmal heranziehen.

Bei vielen Ara-Spezies haben die männlichen Tiere einen breiteren, wuchtigeren Schnabel als die Weibchen. Tendenziell findet man dies auch bei den häufig gehaltenen Graupapageien (Psittacus e. erithacus). Bei den Rabenkakadus (Calyptorhynchus) besitzen die männlichen Tiere einen Schwarzen, die Weibchen hingegen einen helleren, hornfarbenen Oberschnabel. Ein weiteres bekanntes Beispiel stellt die Schnabelwachshaut der Wellensittiche (Melopsittacus undulatus) dar, bei denen die Männchen zur Brutzeit eine blaue, die Weibchen eine braune Wachshaut zeigen (Ausnahmen bilden einige Mutationsformen).

Je nach Nahrungsquelle findet man eine unterschiedliche anatomische Ausprägung des Schnabels. So hat zum Beispiel der Nasenkakadu (Cacatua tenuirostris) und der Kea (Nestor notabilis) einen stark verlängerten Oberschnabel, um das Graben im Erdreich nach Wurzeln und anderen Nahrungsbestandteilen zu ermöglichen.

 
 

Der Borstenkopfpapagei (Psittrichas fulgidus) hat einen relativ langen, nur sehr wenig gebogenen Schnabel, da er weniger zum Knacken von Nüssen, viel mehr aber zur Aufnahme von weichen Früchten benötigt wird. Hyazintharas (Anodorhynchus hyacinthinus) haben einen sehr prominenten, kräftigen Schnabelbau, um das Eröffnen der als Hauptnahrung dienenden Palmnüsse zu ermöglichen.

Zunge (Lingua)

Ebenso wie bei den Schnäbeln, haben sich in der Evolution unterschiedliche Zungenformen entwickelt. Die Zunge hilft bei der Fixation der Futterbröckchen im Schnabel und transportiert durch schnelle aufeinanderfolgende Bewegungen die Nahrung sowie das Trinkwasser zum Eingang der Speiseröhre. Daneben fungiert sie ähnlich den sensiblen Schnabelbereichen als Tastorgan, ähnlich der Fingerspitzen des Menschen. Dies hilft, Gegenstände auf deren Konsistenz zu untersuchen. Eine Besonderheit bildet die Zunge der nektarfressenden Loris. Deren Zunge besitzt an der Spitze ausstülpbare pinselartige Papillen. Sie ermöglichen die Aufnahme von flüssigem Nektar direkt aus den Blüten. Eine maximale Aufnahme von Blütenpollen wird durch die damit vergrößerte Oberfläche ebenfalls erreicht (siehe Bild). Gestützt wird die bewegliche Zunge der Papageien durch das knöcherne Zungenbein (Apparatus hyobranchialis) und die Zungenbeinmuskulatur.

Mund- und Rachenhöhle (Oropharynx)

Im hinteren Bereich der Rachenhöhle (Cavum pharyngis) befindet sich der Eingang zur Speiseröhre (Oesophagus). Er befindet sich direkt hinter der Zunge und der Öffnung der Luftröhre (Trachea). Mittig hinter der Zunge findet man den Eingang zur Luftröhre (Glottis). Bei Abschlucken von Nahrung wird dieser im Rahmen des Schluckprozesses reflektorisch verschlossen, sodass ein Gelangen von Nahrung in die Luftröhre verhindert wird.

Speiseröhre (Oesophagus)

Die Speiseröhre ist ein dünnwandiger mit einer Schleimhaut ausgekleideter Schlauch, der hinter dem Kehlkopf (Larynx) beginnt und in den Drüsenmagen (Proventriculus) mündet. Im oberen Bereich verläuft sie über der Luftröhre und verlagert sich im weiteren Verlauf auf die rechte Körperseite. Man unterteilt sie in 2 Abschnitte - die obere und die untere Speiseröhre. Der Bereich zwischen Rachen und Kropf wird als pars cervicalis(Halsteil), der Bereich zwischen Kropf und Drüsenmagen als pars thoracica (Brustteil) bezeichnet. Im Wesentlichen fungiert die Speiseröhre zum Abtransport der Nahrung.

Kropf (Ingluvies)

Der Kropf (Ingluvies) stellt bei Psittaziden eine sackartige Erweiterung der Speiseröhre dar. Er dient vor Allem der Nahrungsspeicherung. Durch Kontraktionen der in der Kropfwand befindlichen Muskeln gelangt die Nahrung in den hinteren Teil der Speiseröhre und schließlich in den Drüsenmagen. Aus Beobachtungen im natürlichen Habitat weiß man, dass die meisten Arten vornehmlich in den frühen Morgenstunden, sowie am späten Nachmittag ihre Nahrung aufnehmen. Die dann aufgenommene Nahrung wird im Kropf gespeichert und nach und nach in den Verdauungstrakt weitergeleitet, sodass trotz zyklischer Aufnahme eine kontinuierliche Versorgung der Mägen mit Futterbestandteilen und damit eine stetige Energie- und Nährstoffgewinnung erfolgt. Zur Brutzeit wird dieser Nahrungsspeicher auch dazu genutzt, das gesammelte Futter und Trinkwasser aktiv durch Hochwürgen an die Jungtiere und zum Teil auch an die hudernde Mutter weiterzugeben.

Vielfach wird vermutet, dass einige Papageienspezies in den ersten Tagen der Jungtieraufzucht eine Kropfmilch bilden. Dies konnte in verschiedenen anatomischen Arbeiten jedoch widerlegt werden. Vielmehr handelt es sich um einen aus dem Drüsenmagen hochgewürgten und vorverdauten Futterbrei.

Mägen

Im Gegensatz zu karnivoren Vögeln ist der Papageienmagen in zwei klar abgrenzbare Bereiche -den Drüsenmagen und den Muskelmagen- mit unterschiedlichen Funktionen gegliedert. Es sind dies der Drüsenmagen (Proventriculus, pars glandularis) und der Muskelmagen (Ventriculus, pars muscularis). 

Drüsenmagen (Proventriculus)

Der Drüsenmagen besitzt eine relativ dünne Wand. Er schließt sich an den unteren Teil der Speiseröhre an, die ihn mit dem Kropf verbindet. Der Proventriculus kann in zwei Bereiche gegliedert werden. Einen Drüsenteil, der etwa seine erste Hälfte einnimmt und einem Verbindungsteil zum Muskelmagen.

Der Drüsenteil zeigt eine deutliche Faltenverminderung vor allem bei vornehmlich körnerfressenden Arten. Er ist mit einer mit Drüsen versehenen Schleimhaut ausgekleidet. Die tubulären Drüsen sezernieren Mukos (Schleim), die gastrischen Drüsen geben Salzsäure und Pepsinogen ab. Dies führt zu einem insegesamt sauren Milieu im Drüsenmagen.So wurde bei Tauben ein pH-Werte von etwa 2,1 gemessen. Je nach Nahrungsspektrum der unterschiedlichen Vogelarten ist vor allem der Proventriculus verschiedenartig ausgebildet. Strauße zum Beispiel, besitzen keinen Kropf. Deren Proventriculus ist sehr groß, da ihm kein „Speicherorgan“ vorgeschaltet ist. Bei den Körner und Samen fressenden (Granivoren) ist er verhältnismäßig klein.

Der Verbindungsteil von Drüsen- und Muskelmagen, die Zona intermedia gastrica, ist drüsenfrei. Ihm kommt bei den Papageien eine Ventilfunktion zu, denn er verschließt sich relativ fest bei Kontraktionen des Muskelmagens. Dies verhindert unter anderem einen Rückfluß der Ingesta vom Muskelmagen zurück in den Drüsenmagen.

Muskelmagen (Ventriculus)

Der Muskelmagen der Papageien ist stark und kraftvoll ausgebildet. Im Verdauungsprozess muss von ihm die oft harte Nahrung mechanisch zerkleinert werden. Dazu sind 2 Paare sich gegenüberliegender Muskeln ausgebildet. Sie werden auch als dickes und dünnes Muskelpaar bezeichnet und bestehen aus curricularen Muskelfasen. Dabei bilden die dünnen Muskelpakete eine craniale (vordere) und caudale (hintere) Aussackung des Magens, die beiden seitlich gelegenen dicken Muskeln sind für den Mahlvorgang verantwortlich. Die asymmetrische Anordnung dieser 4 Muskeln führt bei deren zeitlich verschobener Kontraktion zum Vermischen und zermahlen des Nahrungsbreies. Vom Vogel aufgenommene Gritsteinchen fungieren im Muskelmagen als „Mahlsteine“ und helfen, die Nahrungsbestandteile sehr stark zu verkleinern. Durch die damit einhergehende Oberflächenvergrößerung der Nahrungsstoffe können diese im anschließenden Darmtrakt besser verdaut werden.

Die innere Oberfläche des Muskelmagens ist von einer Koilinschicht ausgekleidet. Das Koilin wird von den Schleimhautzellen gebildet. Es schützt den Magen vor festen Nahrungsbestandteilen, vor der im Drüsenmagen sezernierten Salzsäure und proteolytischen (proteinverdauenden) Enzymen.Häufig ist diese Schicht von grüner oder brauner Farbe. Dies geschieht aufgrund eines Rückflusses von Gallenfarbstoffen aus dem Duedenum (erster Teil des Dünndarms).

Dünndarm (Intestinum tenue)

Der Dünndarm wird in 3 Abschnitte gegliedert: Den Zwöffingerdarm (Duodenum), den Leerdarm (Jejunum) und den Hüftdarm (Ileum).

An den Muskelmagen schließt sich der erste Teil des Dünndarms, das Duodenum an. Zwischen Muskelmagen und Duodenum liegt die Pylorusregion (Pars pylorica gastrica). Beim Säugetier wird dieser Teil Magenpförtner genannt. Beim Vogel übernimmt dieser Abschnitt des Verdauungstraktes die Regulierung der Nahrungspassage von Magen zu Dünndarm, vornehmlich durch die Verlangsamung der Passage größerer Bestandteile. Das Duodenum bildet eine c-förmige Schleife in der die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zu liegt. Bei Vögeln hat dieser Abschnitt des Dünndarms ebenfalls eine einzigartige Funktion. Es kann nicht nur peristaltische Bewegungen in Richtung Kloake ausführen sondern auch sogenannte retrograde peristaltische Wellen erzeugen. Diese führen den Futterbrei zurück in den Muskelmagen. Diese retrograden peristaltischen Wellen sind relativ stark und kommen bei Papageien in etwa einminütigen Intervallen vor (TAYLOR M, 2000).

Dem Duodenum folgt das Jejunum und das Ileum. Die makroskopische Trennlinie zwischen diesen beiden Dünndarmabschnitten stellt das Meckelsche Divertikel (Diverticulum vitelinum) dar. Es ist das Überbleibsel des beim Schlupfvorgang in die Bauchhöhle eingezogenen Dottersacks. Sein Inhalt ist für die energetische Versorgung des Kükens in den ersten Lebensstunden wichtig.

Die Länge des Dünndarms ist je nach Nahrungsspektrum unterschiedlich. Fruktivore (Fruchtfresser), Karnivore (Fleischfresser) und Insektivore (Insektenfresser) haben unter den Vögeln den wohl kürzesten Dünndarm. Bei Herbivoren (Pflanzenfressern), Piscivoren (Fischfressern) und den granivoren (körnerfressenden) Papageien ist er länger ausgebildet.

Der Dünndarm ist der Ort der enzymatischen Verdauung und der Absorption der aufgeschlüsselten Nahrungsbestandteile. Ausführungsgänge der Leber und des Pankreas münden in den oberen Teil des Dünndarms. Leber und Bauchspeicheldrüse geben ihre Verdauungssäfte in sein Lumen ab. Hier findet die Aufspaltung von Stärke, Saccharose, Fetten und Proteinen statt. Dazu werden eine Vielzahl von Enzymen (z.B. Maltase, Enterokinase, Lipasen, Peptidasen) in das Dünndarmlumen sezerniert. Das Enzym Laktase scheint bei den Vögeln und somit auch bei dem Papagei nicht vorhanden zu sein. Das kann erklären warum eine Fütterung von Milchprodukten bei einigen Papageien zu Durchfall führt. Zur Vergrößerung der Darmoberfläche dienen Krypten (Einsenkungen) und Villi (kleine Zotten) auf deren Oberfläche wiederum kleinere Mikrovilli (Mikrozotten) angeordnet sind.

Die enzymatische Aufspaltung der Nahrung in absorbierbare Moleküle, die Absorption und den Abtransport dieser sowie die Weiterleitung der nicht resorbierbaren Nahrungsbestandteile an den Enddarm sind die Hauptaufgaben des Dünndarms.

Am Übergang zwischen Dünn-und Dickdarm sind bei den Säugern und bei einigen Vögeln die Blinddärme gelegen. Bei Papageien sind sie nur rudimentär angelegt meistens fehlen sie vollständig.

Tipp:

Wird bei der Handaufzucht von Papageien zu früh nach dem Schlupf angefüttert, verlangsamt sich die Resorption (Aufnahme) des in den Bauch eingezogenenen Dottersackes. Teilweise wird er nicht vollständig entleert und muß vom Organismus unter Aufwendung von Energie abgebaut werden. Ein gefüllter Dottersack mit offener Verbindung zum Darm stellt außerdem einen guten Nährboden für Bakterien dar. Diese können dann von Seiten des Darmes (über die aufgenommene Nahrung) oder aber durch den nicht verschlossenen Nabel in den ersten Lebenstagen eindringen. Man sollte die ersten 12 -24 h die Energiezufuhr so gering wie möglich halten. Eine Flüssigkeit und Elektrolytzufuhr mittels oral verabreichter Ringer-Lösung ist ausreichend wenn das Küken normal geschlüpft ist und keine Anzeichen eines Energiedefizites zeigt.

Mastdarm (Rektum)

Das Rektum des Vogels ist relativ kurz es verbindet Ileum mit dem Kotraum der Kloake (Koprodeum). Im Gegensatz zum Säugercolon das keine Villi (Zotten) mehr aufweist, findet man bei den Vögeln eine immense Anzahl an breiten, flachen Zotten und Becherzellen. Als Rektum wird der letzte Darmabschnitt vor der Kloake bezeichnet. sind für die Reabsorption d.h. die Rückgewinnung des für den Verdauungsvorgang benötigten Wassers von verantwortlich.

Kloake

Die Kloake dient der Ausscheidung von Stoffwechselprodukten. Die geschlechtsöffnungen der Vögel liegen innerhalb spezieller Bereiche der Kloake, sodass hierüber auch die Kopulation erfolgt. Die Kloake ist aus drei Kammern aufgebaut. Das Coprodeum (Kotraum), in welches der Enddarm mündet, das Urodeum (Harnraum) in welches die Harnleiter und die Samenleiter bei männlichen Tieren bzw der Legedarm bei den weiblichen Vogeln enden. Die hinterste Kammer ist das Proktodeum an welches sich direkt der Anus anschließt. Die Bursa fabricii ein wichtiges Organ des Immunsystems ist in der dorsalen Wand des Proktodeum (Endraum) gelegen.

Kropf

Herz

Lunge

Leber

Muskelmagen

Drüsenmagen

Niere

Darmtrakt

Brustbeinknochen

  • Kropf

  • Herz

  • Lunge

  • Leber

  • Muskelmagen

  • Drüsenmagen

  • Niere

  • Darmtrakt

  • Brustbeinknochen

 

Im Folgenden einige ausgewählte Erkrankungen der Abschnitte des Verdauungstraktes

Schnabel

 

Verschiedene Erkrankungen können zu Veränderungen des Schnabels führen. Bei den viral bedingten Krankheiten ist hier vor allem die Schnabel-und-Federkrankheit zu nennen (PBFD). Ursächlich liegt hier ein Circovirus zugrunde, welches neben Federveränderungen auch zu Deformationen und Brüchigkeit des Schnabels führen kann.

Bei Leber- und Nierenveränderungen wird oftmals einhergehend ein verstärktes Schnabel- und Krallenwachstum beobachtet. Zur ursächlichen Abklärung kann hier über eine Untersuchung einer Blutprobe auf diese Organwerte erfolgen.

Gelegentlich kommt es durch Verletzungen des Schnabelbettes (z.B. durch Bisse der Eltern oder des Partners) zu Veränderungen der Schnabelform. Eine lebenslange narbig verwachsende Degeneration des betroffenen Bereiches kann hieraus resultieren, zum Teil ohne größere Beeinträchtigungen der Futteraufnahme nach sich zu ziehen (siehe Bild).

Vor Allem bei Wellensittichen beobachtet man gelegentlich eine borkige Veränderung des Schnabels in den Randbereichen und der Wachshaut. Dem liegt meist ein Befall mit Knemidocoptes-Milben zugrunde (siehe Bild). Diese Milben bohren sich in das Schnabelhorn und tragen hiermit zu einer erhöhten Brüchigkeit bei. Betrachtet man diese Bereiche mit der Lupe, können oft die kleinen Bohrgänge dieser Parasiten ausfindig gemacht werden. Gelegentlich sind hiervon auch die Füße und zum Teil der Kloakenbereich betroffen. Abhilfe schafft hier nach diagnostischer Bestätigung ein Antiparasitikum in Kombination mit lokaler Behandlung mit Paraffinöl, was zum Ersticken der Milben in ihren Gängen führt.

Pilzbedingte Veränderungen des Schnabelhornes kommen vor, sind aber eher selten zu beobachten. Meist zeigt sich dies in einer brüchigen, schuppigen Konsistenz des Schnabelhornes.

Kropf

Die häufigste Erkrankung des Kropfes ist die bakterielle und die pilzbedingte Infektion. Eine verzögerte Kropfentleerung, verminderte Nahrungsaufnahme sowie Erbrechen (Regurgitieren) des Inhaltes sind die Hauptsymptome dieser Erkrankung. Dabei erscheint der erbrochene Kropfinhalt häufig stark verschleimt und riecht oft säuerlich. Bei Vorliegen von Hefepilzen kann meist ein Aufgasen des Kropfes durch die CO2-bildung dieser Mikroorganismen beobachtet werden. Mikrobiologische Abstriche helfen, hier den Verursacher der Infektion zu bestimmen und über einen Resistenztest das optimale Medikament wählen zu können.

Auch Parasiten können zu einer Beeinträchtigung des Kropfes führen. Hier sind vor allem Trichomonaden zu nennen. Dies sind einzellige Organismen, die die Kropfperistaltik stören und sekundär zu oben genannten Infektionen führen können. Ein Kropfabstrich kann bei Verdacht direkt vor Ort auf diese Parasiten mikroskopisch untersucht werden.

Die Aufnahme von Fremdkörpern führt gelegentlich zur Verstopfung und Verletzung des Kropfes. Je nach Größe des Gegenstandes verbleibt er im Kropf oder wird anschließend in die Mägen weiter abtransportiert. Eine Entfernung der Fremdkörper aus dem Kropf ist z.T. endoskopisch möglich, manchmal ist jedoch die chirurgische Eröffnung des Kropfes vonnöten.

Im Bild sieht man den versehentlich während der Fütterung verschluckten Fremdkörper deutlich durch die dünne Kropfhaut eines jungen Nymphensittichs. Es handelt sich um einen Spritzenaufsatz, der häufig bei der Handaufzucht kleinerer Papageienarten verwendet wird.

Gelegentlich kommt es zur Problematik der sogenannte Kropfüberdehnung. Betroffen hiervon sind meist junge Papageien während der Aufzuchtsphase.

Hierbei kommt es bei den Jungvögeln zur  Aufnahme zu hoher Futtermengen, der Kropf wird ausgeweitet und verliert im Extremfall die Fähigkeit, sich selbst wieder zusammenziehen zu können. Dies führt oftmals dazu, dass kein oder nur wenig Futter weiter in die Mägen transportiert werden kann, es kommt zur ernsthaften Bedrohung des Tieres.

Die Ursachen sind hauptsächlich in einer übermäßige Fütterung durch die Elterntiere oder den Menschen im Rahmen der Handaufzucht zu suchen. Ersteres ist aber bei weitem nicht so häufig wie die falsche Fütterung durch den Menschen zu beobachten.

Einer der wenigen Fälle übermäßiger Fütterung durch die Elterntiere ist im Bild des jungen und noch unbefiederten Rosakakadus zu sehen. Der Vogel wurde exzessiv von seinen Eltern gefüttert, wobei der Kropf derart gefüllt wurde, dass er die Fähigkeit verlor den Kropf selbstständig zu entleeren. Es kam zur Stagnation des Wachstums, trotz vollen Kropfes. Nach Entfernung der Futtermassen und entsprechender veterinämedizinischer Intervention konnte der junge Kakadu langsam wieder an eine normale Futtermenge gewöhnt und anschließend normal aufgezogen werden. Je nach Schweregrad kann in solchen Fällen mit Kropfverbänden (siehe unseren Beitrag über Kropfentleerungsstörungen) oder auch chirurgischen Maßnahmen geholfen werden.

Es ist jedoch wichtig darauf hinzuweisen, dass die Schuld in diesem Falle nicht zwingend bei den Altvögeln zu suchen ist. Es kann vorkommen, dass das Küken auch bei prall gefülltem Kropf weiterbettelt und die Eltern ihrem normalen Füttertrieb nachkommen. Auch eine Verstopfung durch einen Fremdkörper kann mal dieser Symptomatik zu Grunde liegen.

PDD: Drüsenmagendilatation der Papageien (PDD, Proventricular Dilatation Disease)

PDD ist eine relativ häufig zu beobachtende virale Erkrankung, die aufgrund der vor allem makroskopischen Veränderungen des Drüsenmagens ihren Namen bekam. Sie wurde bei einer Vielzahl unterschiedlicher Papageienspezies aber auch bei Kanarienvögeln, Webervögeln, Tukanen, Tangaren, Gänsen etc. nachgewiesen. Immer wieder zu beobachtende Symptome sind das vermehrte oder ausschließliche Aufnehmen von weicher Nahrung, Abmagerung bei gesteigertem Appetit, Futteranschoppung, Ausscheiden von unverdauten Nahrungsbestandteilen und neurologische Symptome wie Gleichgewichts-und Koordinationsstörungen.

 

Histologisches Merkmal ist eine lymphoplasmazytische Infiltration von zentralem und peripherem Nervengewebe. Aufgrund der Nervenbeteiligung (u.A. Plexus myentericus) ist die Innervation -die nervale Steuerung- des Magen-Darm-Traktes beeinträchtigt. Die glatte Muskulatur atrophiert (bildet sich zurück) und die Peristaltik ist verlangsamt.

Die Drüsenmagenwand wird unter anderem durch eine Anschoppung des Futters gedehnt und verliert an Festigkeit. Bei extrem dilatierten (ausgeweiteten) Drüsenmägen kann es zur tödlich verlaufenden Ruptur kommen. Befallen werden eine Vielzahl von Organen (Magen-Darm-Trakt, Herz, Gehirn, Rückenmark, Nebennieren, etc.).

Röntgenaufnahme mit vorher oral verabreichtem Kontrastmittel. Man sieht deutlich den vergrößerten Drüsenmagen.

Als Auslöser der PDD wird mittlerweile das Aviäre Bornavirus verantwortlich gemacht. Von Diesem sind mehrere Serotypen bekannt, welche vermutlich unterschiedliche krankheitsauslösende Eigenschaften besitzen. Hieran wird derzeit intensiv geforscht. Wenig Genaues ist bekannt über die Übertragungswege im Bestand und gegebenenfalls weitere auslösende Faktoren / Trigger (z.B. auch andere virale Ursachen). Es ist sehr wichtig einen Unterschied zu machen zwischen Infektion und Erkrankung. Aus diesem Grund sollte nach Detektion des Virus eine Strategie des weiteren Vorgehens mit ihrem Vogeltierarzt besprochen werden.

Das aviäre Bornavirus kann mittels Kropf- und Kloakentupfer als auch serologisch im Blut getestet werden. Während anhand der Tupfer nach dem Virus selbst geschaut wird, sieht man bei der serologischen Blutuntersuchung, ob der Vogel infolge eines Kontaktes zu diesem Virus bereits Antikörper gebildet hat. Eine Kombination beider Testverfahen ist dringend zu empfehlen, da das Virus nicht immer konstant ausgeschieden wird und der Test deshalb zu falsch negativen Ergebnissen führen könnte.

Bei vergrößertem Drüsenmagen handelt es sich um ein von außen nicht sichtbares Symptom. Fällt dies auf einem Röntgenbild des Vogels auf, sollte man immer auch an einen anschließenden Bornavirus-Test denken. Dies hilft die potentiellen Ursachen einer Drüsenmagenerweiterung (u.a. auch bakterielle Infektionen oder Infektionen mit Hefepilzen) einzugrenzen und eine entsprechend gezielte veterinärmedizinische Vorgehensweise anzuschließen.

Macrorhabdiose (Megabakteriose)

Die Macrorahabdiose wird von Macrorhabdus ornithogaster ausgelöst. Es handelt sich dabei um eine Pilzart, daher ist die Bezeichnung Megabakteriose etwas irreführend. Die englische Bezeichnung „Avian gastric yeasts“ ist besser gewählt. Sie bedeutet frei übersetzt „Vogelmagenhefen“.

Das was sie letztendlich ist eine Pilzart die im gesamten Verdauungtrakt der Papageien vorkommen kann. Dieser Organismus ist weltweit verbreitet und wurde neben den Psittaziden bei einer Vielzahl unterschiedlicher Vögel wie z.B. Kanarienvögeln, verschiedenen Finkenarten, Straußen, Gänsen, Enten, Hühner und Ibissen nachgewiesen.

Eine Übertragung auf Säugetiere ist nicht nachgewiesen. Typische Symptome sind das Spelzen aber nicht abschlucken von Futterkörner, hochwürgen des Kropfinhaltes, vermehrtes Speicheln, unverdaute Körner im Kot teilweise Diarrhoe. Viele kleine Papageienarten wie Wellensittiche, Agaporniden und Grassittiche entwickeln das sogenannte „Going light Syndrom“, die Tiere magern über einen längeren Zeitraum bei gutem ggf. sogar deutlich gesteigerten Appetit ab. Das hängt damit zusammen, dass die Erreger im Drüsenmagen u.a. die Magensäure produzierenden Drüsen besiedeln und folglich deren Ausgänge verstopfen (Einige erkrankte Vögel zeigen auf dem Röntgenbild einen vergrößerten Drüsenmagen). Damit kann die im Magen angekommene Nahrung anschließend nicht optimal verdaut und deren Nährstoffe folglich auch nicht optimal vom Körper aufgenommen werden. Die Nährstoffe als auch der Energiegehalt der Nahrung wird so zu einem großen Teil wieder mit dem Kot ungenutzt ausgeschieden. Aufgrund dessen entsteht in fortgeschrittenen Fällen kein Sättigungsgefühl und der Vogel versucht, durch die gesteigerte Futteraufnahme das Defizit auszugleichen. Da auch dies meist nicht zu ausreichenden Nährstoffaufnahmen führt, verleirt er weiter an Gewicht, er wird leicht - "Going light".

Der Nachweis von Macrorhabdus ornithogaster gelingt am besten aus einer Kotprobe des erkrankten Vogels. Die Probe sollte mehrere „Häufchen“ beinhalten - eine sogenannte Sammelkotprobe - bestenfalls über 3 Tage gesammelt. Dies erhöht die Nachweissicherheit bei infizierten Vögeln, da die Megabakterien nicht immer ausgeschieden werden. Unter dem Mikroskop kann der Tierarzt den Mikroorganismus im Nativpräparat oder mittels spezieller Färbungen nachweisen.

Megabakterien müssen nicht immer zwingend zu Symptomen führen. Viele Tiere oder gar Bestände zeigen trotz Vorliegen des Erregers keinerlei Anzeichen. Eine schlechter Immunlage oder andere die Kondition und Gesundheit beeinträchtigende Faktoren (z.B. Streß, andere Erkrankungen etc.) können zum Auslösen von Symptomen führen. Daher ist eine Kotuntersuchung bei Neuzugängen immer sinnvoll.

Fremdkörper
Fremdkörper im Verdauungstrakt der Papageien sind nicht selten zu beobachten. Das kann mit dem ausgeprägten Spieltrieb, den benutzen des Schnabels und der Zunge zur genauen „palpatorischen“ Untersuchung von Gegenständen zu tun haben.

Das weiße Plastiklöffelchen im Bild wurde von einem jungen Graupapagei verschluckt und war im Kropf gut tastbar. Unter kurzer Narkose konnte es nach oben massiert und schließlich mittels Pinzette auf natürlichem Wege durch den Rachen geborgen werden.

Aber auch krankhaftes Essen von Gegenständen (Allotriophagie / Picasyndrom) wird bei Papageien beobachtet. So kennen die Autoren einen Soldatenara (Ara militaris) der auf reine Pelleternährung umgestellt werden musste da er leidenschaftlich ungeknackte Pinienkerne, Zirbelnüsse, ungeschälte Sonnenblumenkerne und Nußschalen in großen Mengen zu sich nahm die operativ entfernt werden mussten. Dieses Fehlverhalten konnte nur mit dem Entzug dieser Nahrungsbestandteile therapiert werden.

Bei diesem Bild kam es in einem ähnlichen Fall zur Aufnahme von ganzen Kirschkernen durch einen Königssittich. Da die weitere Futteraufnahme für den Vogel nahezu unmöglich erschien und sich der Zustand zusehens verschlechterte, konnte auch hier nur der chirurgische Eingriff das Leben des Vogels retten. In solchen Fällen gilt: Je früher man handelt, desto besser die Chancen.

Röntgendichte Fremdkörper (v.a. metallische Gegenstände) können  anhand eines Röntgenbildes dargestellt werden. Sind Diese klein und können den Magendarmtrakt passieren ist nicht in jedem Fall eine Operation notwendig. Es kann versucht werden die Magen-Darm-Motorik medikamentös anzuregen um damit die Passagezeit zu reduzieren.

Da dies bei zu großen Gegenständen auch kontraproduktiv sein kann, wägt der Tierarzt die Therapie in jedem Einzelfall genau ab. Unterstützend wirken hierbei auch eine Flüssigkeitstherapie und die Verabreichung von Handaufzuchtsfutter. Dieses ist breiig, leicht verdaulich und passiert die Mägen relativ schnell.

Je nach Fall kann auch eine antibiotische Therapie notwendig sein. Nicht selten sind metallische Fremdkörper schwermetallhaltig, je nach Form können sie zu Perforationen führen. In solchen Fällen ist in der Regel eine chirurgische ggf. endoskopische Entfernung notwendig. Hierbei wird der vorliegende Fremdkörper vorher mittels Röntgenbild genau lokalisiert und vom fachkundigen Vogeltierarzt anschließend chirurgisch entfernt (siehe Bericht "Fremdkörper verschluckt - ein häufiges Problem in der Papageienhaltung").

Die Symptome die auf eine Fremdkörpererkrankung hinweisen, können sehr unspezifisch sein. Reduziertes Allgemeinbefinden bis hin zur Lethargie, reduzierte bis stagnierte Nahrungsaufnahme und Regurgitieren können gesehen werden. Man sieht bei Papageien nicht nur die gelegentliche Aufnahme metallischer Fremdkörper, sondern auch zum Beispiel von Fremdkörpern aus Plastik, Holz oder ähnlichen Materialien um nur Einige zu nennen.

Jungtiere in der Handaufzucht verschlucken das Nestmaterial beispielsweise Hobelspäne. Diese sind schwer verdaulich und können neben einer Verletzung auch zu einer lebensbedrohlichen Verstopfung führen. Vom Vogel zerkleinerte Textilfasen können ebenfalls zu solchen Problemen führen.

Parasiten des Magen-Darmtraktes der Papageien

Parasiten werden häufig bei Papageien nachgewiesen. Je nach Haltungsform und möglichem Parasiteneintrag sind sie ein mehr oder weniger großes Problem in den Volieren. Es wäre aber zu leicht zu sagen, dass man mit einer guten hygienischen Praxis die Infektion mit Parasiten vollständig ausschließen kann. Sie ist ein gutes prophylaktisches Instrument mit dem man parasitäre Infektionen minimieren kann.

Als Überträger von Parasiten bzw. deren Stadien (Eier, Larven, etc.) kommen u.a. freilebende Vögel, Nagetiere oder auch Insekten und Wirbellose in Frage. Nicht vergessen darf man Volierenmitbewohner, egal ob neu erworben oder schon länger im Bestand.

Diese Würmer konnten im Darm einer verstorbenen Amazone gefunden werden. Es handelte sich um Askariden, deren Anwesenheit durch eine vorher untersuchte Kotprobe wahrscheinlich aufgefallen wäre.

Im Rahmen der Eingangsquarantäne sollte eine parasitologische Kotprobenuntersuchung zum Standard eines jeden Halters gehören. Vor Allem (aber nicht ausschließlich) bei Freivolierenhaltung sollte mindestens einmal jährlich auf Parasiten untersucht werden. Eine umfassende Darstellung aller möglichen bei den Papageien nachgewiesenen Parasiten würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Nachfolgend werden die aus unserer Sicht häufigsten genannt.

Es werden regelmäßig einzellige Parasiten (Protozoen) wie Trichomonaden oder Kokzidien bei Vögeln nachgewiesen. Die Infektion mit Trichomonaden (Trichomonas gallinae) wird aufgrund der beobachteten Symptome (gelbe Beläge in Rachen) von vielen Taubenhaltern als „ Gelber Knopf“ bezeichnet. Die Rachen- und Kropfform ist die bei den Papageien am häufigsten Diagnostizierte. Von den Kokzidien kommen Eimerien häufiger bei Hühnervögeln und Tauben vor, Isospora ssp. werden vermehrt in Psittaziden und Passeriformes gefunden.

Zu den häufig bei Papageien diagnostizierten Nematoden (Fadenwürmer) zählen Haarwürmer (Capillaria ssp.) und Rundwürmer (Ascaris ssp.).

Die Haarwürmer (Capillaria ssp.) sind etwa 5 – 8 mm lang und wie ihr Name vermuten lässt nicht dicker als ein Haar. Sie dringen in die Schleimhaut des Verdauungstraktes ein um sich zu ernähren. Diese Schleimhautläsionen können primäre Ursache für beispielsweise sekundäre bakterielle Infektionen sein. Aus diesem Grund ist es angebracht, bei Feststellung einer bakteriellen Infektion auch eine parasitologische Untersuchung durchzuführen. Unterschiedliche Haarwurmarten benötigen zur Vervollständigung Ihres Lebeszyklus einen Zwischenwirt. Die Capillaria ssp., die für unsere Papageien relevant sind haben einen direkten Entwicklungszyklus d.h. die Eier werden über den Kot befallener Papageien ausgeschieden. Volierenmitbewohner infizieren sich anschließend durch die orale Aufnahme von kontaminierten Volierengegenständen, Futter oder Wasser. Die Symptome sind unspezifisch (siehe Askariden) und variieren je nach Befallsintensität von leichter Müdigkeit bis hin zur Lethargie, Anämieanzeichen, Durchfälle, Gewichtsverlust und plötzliche Todesfälle ohne vorherige Anzeichen. 

Rundwürmer (Askariden) sind relativ große Rundwürmer die im Darm der Papageien leben und sich vom Blut der Tiere ernähren. Sie sind etwa 30-40 mm lang und 1-1,5 mm im Durchmesser. Ihre Farbe ist weiß, gelblich mit einem leichten rosa Anflug. Die Symptome variieren sind wie ähnlich wie bei Capillaria.

Die beim Menschen und den Säugetieren regelmäßig nachgewiesenen Bandwürmer sind bei den in Menschenobhut gepflegten Papageien selten zu finden. Bei manchen wildgefangenen Tieren können Bandwürmer öfters vorkomen. Sie benötigen einen Zwischenwirt wie z.B. ein Insekt, Schnecke oder andere Wirbellose. Dieser muss nun vom Endwirt, in unserem Fall dem Papagei, aufgenommen werden. Diese Zwischenwirte sind in freier Natur zu finden, fehlen aber in der Regel in unseren Volieren.

Je nach Parasit oder deren Stadien können sie mittels einer Kotprobe und/oder einem Abstrich und direkter Begutachtung mittels Mikroskop detektiert werden (im Bild ein Askaridenei). Es ist wichtig hervorzuheben, dass nicht jedes Antiparasitikum gegen jeden Parasiten eingesetzt werden kann. Außerdem sind - ähnlich den Bakterien- mittlerweile resistente Parasiten vorhanden. Hier muss der Behandlungserfolg kontrolliert werden und gegebenenfalls ein anderes Präparat verabreicht werden.

Papillomaviren

Ein immer wieder in der tierärztlichen Praxis vorgestelltes Krankheitsbild sind Zubildungen in der Kloake. Sehr häufig sind Papillomaviren an diesen Umfangsvermehrungen beteiligt. In diesem Falle nennt man die Zubildung ein "Papillom". Diese „Papillomaerkrankung“ wird IPD (Internal Papillomatous Disease) genannt und ist häufig primäre Ursache gastrointestinaler Störungen. Symptome sind kotverschmiertes Kloakengefieder, übelriechender Kot, frisches Blut im Kot, Kotabsatzprobleme (Tenesmus). In manchen Fällen ist ein Kloakenprolaps durch die IPD begründet. Fruchtbarkeitsprobleme egal ob bei dem männlichen oder weiblichen Tier resultieren durch die insuffiziente Spermienübertragung (Impotencia generandi). Die Diagnose wird mittels Untersuchung einer Biopsie des betroffenen Gewebes gestellt. Eine chirurgische Entfernung ist möglich, aber Rezidive sind nicht selten.

Im Bild ein Aratinga holochlora mit Kotabsatzschwierigkeiten, verursacht durch eine Zubildung innerhalb der Kloake. Anhand der pathohistologischen Untersuchung einer Biopsie konnte festgestellt werden, dass es sich um ein Papillom handelt.

Kloakenprolaps
Ein Kloakenprolaps kann durch viele verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Hier sind unter anderem z.B. die oben genannten Papillomaviren, Tumore, Legenot oder aber auch schwere Entzündungen des Kloakenbereiches zu nennen. Im Falle einer Legenot handelt es sich bei dem aus der Kloake hervortretenden Gewebes oftmals um den hinteren Teil des Oviduktes (Legedarmes). Um die genauen Ursachen abzuklären, bedient sich der vogelkundige Tierarzt je nach Einzellfall diagnostischen Hilfsmitteln wie Röntgen, Tupferprobenentnahmen oder auch Biopsien.

Im Bild ein Pyrrhura ssp. mit Kloakenprolaps. Man sieht deutlich das rötliche aus der Kloake hervortretende Gewebe. Ein normaler Kotabsatz ist in diesen Fällen meist nicht mehr gewährleistet, sodass es zur Verschmutzung des umliegenden Gewebes kommt. Oft ist dies die erste Auffälligkeit, die der Besitzer des Tieres bei einem Prolaps beobachten kann.

So erreichen Sie uns

  • PRAXISZEITEN:

    Mo. & Do. von 10:00 - 12:30 und 17:00 - 20:00 Uhr
    Di., Mi. & Fr. von 10:00 - 12:30 und 15:00 - 17:00 Uhr
    Sa. von 10:00 - 12:00 Uhr

  • KONTAKT:

    Adresse: In der Au 5, 56588 Waldbreitbach
    Telefon: +49 2638 94865-24
    E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!